Gedanken zu: HERZWÄCHTERIN

 

Im Zentrum des Bildes reißt eine junge Frau mit besorgtem Blick ihr T-Shirt hoch und schaut auf ihr Herz, welches in ihrem bereits netzartig aufgelösten Körper zu sehen ist. Die rechte Hand legt die Frau unter ihr Herz, als ob sie befürchten würde, ihr Herz könnte herunterfallen. Im linken Bildbereich ist ein Rabe zu sehen, der sich in Richtung des Herzens der jungen Frau stürzt. Unter dem Raben ist der vitruvianische Mensch - „das Maß aller Dinge“ - von Leonardo da Vinci mit einem Brett vor dem Kopf dargestellt.

 

Die Frau ist Sinnbild für eine Gesellschaft, in der sich viele Menschen in den (a)sozialen Medien zu tief in die Seele blicken lassen. Mit großem zeitlichen Aufwand legen sie Ihr Leben für eine Pseudobekanntheit offen.  Oft bleibt ein leeres Herz, eine leere Seele übrig.  Die junge Frau im Bild hat dies im Laufe der Zeit erkannt und will nun ihr Herz, ihre Persönlichkeit und eigene Urteilskraft schützen und bewahren.

 

Der Rabe ist ein Sinnbild für die immer präsenten Massenmedien. Polarisierung, Sensation, Emotion, Influencertum, Oberflächlichkeit und simple Antworten auf komplexe Fragen zu geben bewegen viel mehr die Herzen der Menschen als eine objektive Berichterstattung. Fake und Wahrheit verschwimmen  zu einem Dickicht, welches nicht durchschaubar ist. Die Menschen stumpfen ab und der Hausverstand wird zu Grabe getragen.

 

Den Hausverstand soll der vitruvianische Mensch darstellen, der mit dem Brett vor dem Kopf nichts mehr sieht.

 

© Alois Seethaler

 


Gedanken zu: TRAUM VOM FLIEGEN

 

Die Gestalt hat nur einen Flügel, die Augen sind geschlossen, der Körper ist  in einem Block gebunden. Ein Spalt zieht sich vertikal durch die ganze Figur. Die Gestalt steht vor einem schwarz / goldenen Hintergrund. Rechts von der Gestalt erhebt sich eine nach oben offene Form mit geheimnisvollen Schriftzeichen, welche einem stilisierten Flügel ähnelt.  Diese Form läuft in einen hellen Bildbereich am oberen Ende des Hintergrundes über.

Dieses einflügelige Wesen ist nicht in der Lage zu fliegen, zudem ist diese Figur durch den massiven Block am Unterende gebunden, der den  Boden der Realität darstellt. Der Spalt in der Figur soll auf eine immer mehr gespaltene Gesellschaft hinweisen, in der das Ich über dem Wir gestellt wird und in welcher sich das Denken in Schwarzweiß-Schemen epidemieartig ausbreitet. 

Flügel sind Motive, die in fast allen Kulturen und Epochen auftauchen. Der uralte Traum vom Fliegen, das sich Erheben des Menschen über sich selbst. Im Bildhintergrund soll die rechts neben der Gestalt befindliche nach oben offene Form den zweiten Flügel erahnen lassen. Dieser stark stilisierte Flügel ist auch der Vermittler zwischen dem Dunkel im unteren Bildbereich hin zur Helligkeit am oberen Bildende. Der stilisierte Flügel stellt somit allegorisch eine geistige Vermittlung zwischen dem Schwarzweiß-Denken dar und die Schriftzeichen sollen den Dialog dabei versinnbildlichen.

Durch die Figur läuft zwar ein Spalt, aber der  fehlende Teil, welches den Spalt wieder schließen kann, ist im Spaltinneren noch vorhanden. Diese Darstellung steht für eine gewisse Hoffnung, für einen gewissen „Gesellschaftskitt“  mit dem mittels aufrichtigem Dialog Gesellschaftsspaltungen geschlossen werden könnten. Die Gestalt hat die Augen geschlossen und träumt von einem solchen Dialog.

© Alois Seethaler

 



Gedanken zu: DIE ZEIT IST REIF

 

Wir leben in einer Zeit der massiven Umbrüche, seien es nun Umbrüche in ökologischen, politischen oder gesellschaftlichen Belangen. Der Ruf nach beherztem Handeln wird lauter. Die Welt erscheint durch die konstante Präsenz der verschiedensten Medien immer komplexer. Es wird viel geredet und aufgedeckt, aber auch viele „alternative Wahrheiten“ werden erschaffen. Die schweren Fehler werden oft bei den anderen gesehen, ein beherztes Handeln wird meist von den anderen gefordert. Dies trifft im Großen wie auch im Kleinen zu.

 

Das Porträt von Albert Einstein soll in diesem Kunstwerk ein Symbol für Intelligenz,  Originalität und Besinnung darstellen, da diese Eigenschaften für eine Veränderung notwendig sind. David Bowie, den man ebenfalls im Kunstwerk erkennen kann, soll ein Symbol für Kreativität und konstante Entwicklung sein. David Bowie ist einer der faszinierendsten und vielseitigsten Künstler, wenn man sich mit seinem Gesamtwerk befasst.

 

Das Bild von der Mondlandung im Kunstwerk soll ein Ausdruck für eine andere Sichtweise sein.  Wenn man Fotos betrachtet, wo vom  Mond aus die Erde fotografiert wurde,  wird ganz klar, dass wir alle auf dem gleichen Planeten wohnen und nur den einen haben, egal welches Weltbild uns anerzogen worden ist. Es entsteht der Eindruck, dass dies dem Menschen paradoxerweise oft nicht bewusst ist.

 

Die aufstrebende Gestalt rechts im Bild stellt ein gewisses geistiges Wachsen dar, welches ein Aufsteigen in andere Gesellschaftsdimensionen ermöglichen soll.

 

© Alois Seethaler

 



 

Gedanken zu: DAVID BOWIE – VOM ZIGGY STARDUST ZUM BLACKSTAR

 

122x81 cm, Lack, Rost und Papier auf dem Holz eines 200 Jahre alten Kleiderkastens. Das Holz des Kleiderkastens ist eine Anspielung auf Bowies letzten Song „Lazarus“, wo er sich im Video zuletzt in einem alten Holzkasten zurückzieht.

 

Dieses Kunstwerk versteht sich als Hommage an einen besonderen Künstler, der nicht nur Sänger, sondern auch Text- und Songschreiber, Schauspieler, Musicalschreiber, Schreiber von Broadwaystücken (wo er auch selbst auftrat) und ebenfalls Maler war. Seine Werke erstreckten sich in einem Zeitraum von mehr als 50 Jahren, wobei mich die ersten 10 Jahre und die letzten 5 Jahre seines Schaffens am meisten berühren. 

 

© Alois Seethaler

 


Gedanken zu: DURCH RAUM UND ZEIT

 

Die Bienenwaben im Bild sind eine Metapher für gemeinsam etwas zu schaffen, was ein Einzelner oder eine kleinere Gruppe niemals erreichen würde, zum Beispiel die Errungenschaften in der Wissenschaft, in der Medizin, oder auch die Schaffung einer funktionierenden Demokratie.

 

Die Wurzeln im Kunstwerk versinnbildlichen, dass alle Lebewesen mit der Erde verwurzelt sind und von ihr abhängen. Somit ist die Achtung anderer und des Lebensraumes essentiell.

 

Der Kreis aus Blattgold stellt einen Lebenskreis dar, ohne Anfang und Ende, aber immer in Bewegung. Andererseits wird das Gefangensein in zu viel „Gold“, sprich die Wohlstandsverwahrlosung in ihren vielen Facetten, durch den goldenen Kreisausschnitt versinnbildlicht.

  

Die Schrift im Kunstwerk stellt eine Metapher für die Kommunikation auch mit Unbekannten durch Raum und Zeit dar. Viele Schriften bewegen uns, obwohl die Verfasser in einer anderen Zeit lebten oder in einem anderen Kulturkreis verhaftet sind.

 

 

© Alois Seethaler

 



 Gedanken zu: DIE HALBE WAHRHEIT

 

Ist die halbe Wahrheit verlogener als die Lüge? Was ist wirklich wahr? In Anlehnung an die Laokoon-Gruppe  kämpfen in meinem Bild Jim Morrison, Jimi Hendrix  und Kurt Cobain mit der halben Wahrheit in Form einer Schlange. Drei Künstler, die mit ihrem Ruhm und ihrer 

Drogensucht zu kämpfen hatten und wahrscheinlich ihre Wahrheit nicht gefunden haben.

 

© Alois Seethaler

 



Gedanken zu: WHAT ELSE

 

Dieses Bild stammt aus meinen „Ikonenzyklus“. Dabei befasse ich mich mit Werbung, die um gewisse Markenartikel einen solchen Kultstatus aufbaut, dass man ironisch fast von einem  Religionsersatz sprechen kann. What else? – dieser Spruch aus  der  Kaffeewerbung mit George Clooney ist durch die massive Werbung allgemein bekannt und verkauft Kaffee, als wäre dieser eine Weltanschauung. 

 

Mit einer gewissen Ironie habe ich zwei weitere Ikonen, nämlich James Dean und Elisabeth Taylor dargestellt. Die Szene stammt aus dem Film "Giganten", wo James Dean mit dem Gewehr über der Schulter fast die Haltung eines Gekreuzigten einnimmt und Liz Taylor vor ihm kniet wie die Mutter Gottes.

 

Mich faszinieren Darstellungen aus Religion und Geschichte im neuen Kontext mit Werbung und Konsumentenbeeinflussung.

 

© Alois Seethaler

 


Gedanken zu: BERÜHRUNG

In diesem Kunstwerk ist die „Sixtinische Madonna“ von Raffael in eine  fragmentarische Spiegelbildansicht integriert. Im Bildzentrum sind die Hände von Michelangelos „Die Erschaffung Adams“ dargestellt. Doch mit dem Porträt der Madonna stimmt etwas nicht. Im Oberbereich ist das Porträt der Madonna durch Marilyn ersetzt und im Unterbereich ist zwar die Madonna vorhanden, jedoch hält sie statt dem Jesuskind Mickey Mouse im Arm.  Dieses Kunstwerk stellt einen Berührungspunkt von vermeintlichen Gegensätzen her.

Es soll Berührungen von verschiedenen Kulturen, von verschiedenen Denkweisen und von alten und neuen Zeiten  darstellen. In solchen geistigen Berührungen werden Dinge oft vermischt, die auf den ersten Blick keinen Sinn ergeben. Im Laufe der Zeit merken wir, dass sich vermeintliche Gegensätze zu etwas Neuem entwickeln. Wir lernen so, über den eigenen geistigen Tellerrand zu blicken.

© Alois Seethaler

 



Gedanken zu: DER ATEM DER ZEIT

Mann und Frau stehen da, durchlöchert wie Schweizerkäse.  Auf den Körpern ist der Schriftzug „Die Zeit ist reif“ zu lesen. Auf einem Baumstumpf schlängelt sich ein transparenter  Schlauch mit Kabeln empor. Den Kopf dieser „Schlange“  bilden drei Überwachungskameras, die sich bei Bewegung einschalten. Die Löcher geben den Blick  in das Innere der  Figuren preis, wo Leere herrscht, gleich den Menschen,  die sich von den Massenmedien zu tief in die Seele blicken lassen, oder die durch zu viel Gier und Überfluss eine innere Leere verspüren.

 

Die Überwachungskameras und der Schlauch sind  Sinnbilder für ein Paradoxon: Menschen geben ihr  Innerstes an „soziale“ Netzwerke und „Freunde“ freiwillig  preis und lassen damit Großkonzerne Milliarden  verdienen. Andererseits schreien Menschen nach  Schutz der persönlichen Daten. Auf der Tasche der Frau und auf der Zeitung des Mannes befindet sich der Schriftzug „Gemeinsam einsam“. Was ich damit meine, dürfte selbsterklärend sein.

 

Der Schriftzug „Die Zeit ist reif“ stellt die Sehnsucht dar,  aus der ganzen Oberflächlichkeit und Leere der  kommerziellen Massenverblödung auszubrechen und   wieder Werte zu leben, die das Menschliche in   den Mittelpunkt stellen.

© Alois Seethaler